Information für Angehörige

Viele Menschen können in akuten psychosozialen Krisensituationen suizidal werden. Nach Bewältigung der Krise bleibt dies zumeist die einzige suizidale Episode im Leben dieser Menschen. Dies trifft auf ca. 80 Prozent der Menschen, die Suizidversuche unternommen haben, zu.

Viele Suizidversuche und Suizide finden allerdings auch vor dem Hintergrund psychischer Störungen statt. Besonders ausgeprägte Zusammenhänge gibt es bei depressiven Erkrankungen und Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmissbrauch, wobei wiederum die Kombination von Depression und Substanzmittelmissbrauch eine besondere Bedrohung darstellt. Auch Menschen mit Schizophrenie; Essstörungen und Persönlichkeitsstörungen sind in einem höherem Maße suizidgefährdet. In all diesen Fällen ist professionelle Hilfe und die Behandlung der Grundkrankheit unerlässlich.

Es gibt keine Krankheit und keine Umstände, die zwangsläufig zum Suizid führen, aber es gibt Anfälligkeiten, Krankheiten und belastende Ereignisse, die die Wahrscheinlichkeit suizidaler Gedanken und Handlungen bei manchen Menschen und in manchen Lebenssituationen erhöhen. Es gibt auch sehr unterschiedliche Gründe und Motive, warum Menschen nicht mehr weiterkönnen. Selten wird man nur eine Ursache finden, sondern es handelt sich meist um ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die letztendlich zur Tat führen.

Auch Menschen, die bereits einen oder mehrere Suizidversuche unternommen haben sowie alte und einsame Menschen zählen zu den Risikogruppen.

Hinweise für eine Suizidgefährdung

Jede suizidale Äußerung oder Handlung sollte als Hilferuf verstanden werden, der keinesfalls überhört werden darf. Suizidgefährdung ist nicht immer sofort zu erkennen. Es gibt aber Warnsignale:

  • Mehr oder weniger konkrete Suizidankündigungen verbal (z.B. "Ich will nicht mehr.", "Alles ist sinnlos."), schriftlich oder durch Zeichnungen und Symbole, konkrete Handlungen (Sammeln von Tabletten, konkrete Beschäftigung mit dem Thema, Verschenken geliebter Dinge)
  • Zunehmender Rückzug und soziale Isolation
  • Zunehmende Einengung: Einengung bedeutet, dass die persönlichen Handlungsmöglichkeiten als Folge äußerer Umstände oder auf Grund eigenen Verhaltens zunehmend eingeschränkt werden. Betroffene berichten, dass sie an nichts mehr Interesse haben. Die Wahrnehmung der Welt und die Gedanken bewegen sich nur in eine negative Richtung. Es herrschen dann Gefühle von Angst, Depression, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung vor, man spricht von einer Einengung der Gefühlswelt. Eine Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen entsteht dadurch, dass die Betroffenen sich zurückziehen, aber auch dadurch, dass die reale Wertschätzung durch die Anderen abnimmt. Für viele Menschen gibt es zentrale Werte im Leben, wie Religion oder Beziehungen, die sie von einer Selbsttötung abhalten. Werden diese zentralen Werte in Frage gestellt, kann dies ein letzter sehr ernster Schritt in Richtung Suizid sein.
  • Unerwartet auftretende Ruhe nach Suizidäußerungen: Wenn Menschen, die zuvor Suizidabsichten geäußert haben, plötzlich ruhig und entspannt wirken und nicht mehr von Suizid sprechen, obwohl sich an ihrer Lebenssituation nichts geändert hat, kann dies bedeuten, dass sie sich bereits zum Suizid entschlossen haben. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es einen quälenden inneren Kampf zwischen „Ich will mich töten“ und dem Wunsch weiter zu leben und der Hoffnung auf Hilfe, jetzt wird der Suizid als eine "vernünftige" Lösung gesehen.
  • Starke Stimmungsschwankungen
  • Verlust der Kontrolle über die eigenen Handlungen (z.B. alkoholisiertes Autofahren, Gewalthandlungen in der Vorgeschichte)
  • Mangelnder oder fehlender Kontakt zur Realität
  • Fehlender Kontakt im Gespräch und das Gefühl die Betroffenen nicht erreichen zu können

Das Auftreten von einzelnen der angeführten Signale und Alarmzeichen muss noch kein Hinweis auf eine konkrete Suizidgefährdung sein. Wenn aber eine Häufung von Alarmzeichen wahrgenommen wird und eine aktuelle Belastungssituation vorliegt, muss gehandelt werden. Ob tatsächlich eine Gefährdung vorliegt, kann letztendlich nur durch ein Gespräch geklärt werden.

Die Regel gilt: Je systematischer und realistischer Suizidgedanken sind, je weniger Alternativen erwogen werden, desto gefährlicher ist die Situation, desto mehr Handlungsbedarf besteht. Sich aufdrängende Suizidphantasien sind bedrohlicher einzuschätzen als aktiv intendierte. Ebenso ist die leichte Verfügbarkeit tödlicher Mittel, besonders von Schusswaffen oder Medikamenten gefährlich.

Hilfsmöglichkeiten

Generell kann nur geraten werden aufmerksam zu sein, um Warnsignale, die auf eine krisenhafte Entwicklung eines Menschen hinweisen, nicht zu übersehen. Dann sollte ein Gesprächsangebot erfolgen, wobei mögliche Suizidgedanken und Suizidpläne offen und direkt angesprochen werden sollten. Auch indirekte Hinweise auf eine Suizidabsicht sollen aufgegriffen werden. Man kann der eigenen Sorge um den betroffenen Menschen ruhig Ausdruck verleihen. Verständnis für die eigene schwierige Situation zu finden gibt das Gefühl mit den Problemen nicht alleine zu sein. Oft eröffnen sich in der Folge neue und andere Perspektiven.

Häufig wird es notwendig sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn man dies für erforderlich hält, soll das den Betroffenen auch klar gesagt werden.  (Quelle Kriseninterventionszentrum)